Digitaler Nachlass - Alles was Sie jetzt wissen müssen
- Ninebarc
- 2. Okt. 2020
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Dez. 2020
Digitaler Nachlass ist ein Thema, das in unserer Gesellschaft immer mehr an Relevanz gewinnt. Hier erfahren Sie alles zu den Themen Digitales Erbe und digitale Vorsorge. Zusätzlich erklären wir Ihnen warum eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Thematik wichtig ist und wie Ihr digitaler Nachlass verwaltet werden sollte.

Photo by Nick Morrison on Unsplash
Soziale Medien und Online-Dienstleistungen sind für die meisten Deutschen fester Bestandteil des Alltags. Mehr als die Hälfte der Bundesbürgerinnen und Bürger nutzen Facebook, Twitter und Co. Kurzgesagt, unsere Leben werden immer virtueller. Allerdings beschäftigen sich nur die wenigsten mit Themen rund um den digitalen Fußabdruck und dem damit verbundenen digitalen Erbe.
Was bedeutet digitaler Nachlass eigentlich?
Digitaler Nachlass und digitales Erbe umfassen alle unsere Spuren, die wir im Internet hinterlassen. Seien es Urlaubsfotos in den sozialen Netzwerken, abgeschlossene Abonnements oder ein Konto bei einer Onlinebank. Die Möglichkeiten sind vielfältig, lassen sich grundsätzlich jedoch in zwei Kategorien unterteilen.
Digitaler Nachlass - Ideelle und emotionale Werte
Haben Angehörige einen persönlichen Bezug, spricht man in der Regel von ideellen und emotionalen Werten. Alles von persönlichem Wert ohne größere Relevanz für Fremde gehört zu den ideellen Werten.
Beispiele für digitales Erbe: Ideelle und emotionale Werte:
Fotos (im Internet und auf Geräten gespeichert)
Geistiges Eigentum (Blog- und Forenbeiträge, Posts in sozialen Medien)
Social Media Profile (Facebook, Twitter, Pinterest, ...)
Musik (Speichermedien, iTunes, Spotify)
Abgespeicherte Notizen (Notizapp, Evernote, Onenote, ...)
Wussten Sie schon? Der digitale Nachlass umfasst auch Chatverläufe und gesendete SMS.
Digitaler Nachlass - Finanzielle Werte
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welche Ihrer Daten einen finanziellen Gegenwert haben könnte? Alles was unter wirtschaftlich, neutraler Betrachtung veräußerbar ist, hat einen finanziellen Wert. Digitaler Nachlass umfasst hier insbesondere monetarisierte Inhalte wie zum Beispiel ein Blog mit Werbeeinnahmen, kostenpflichtige Zugänge zu Computerprogrammen oder abgeschlossene Abonnements. Digitale Vorsorge zu treffen ist hier wichtig um alle Vermögenspositionen im Blick zu behalten.
Beispiele für digitales Erbe: Finanzielle Werte:
Online-Bankkonten (N26, Revolut,...)
Online Aktienportfolios (Traderepublic,...)
Accounts bei Bezahldiensten (Paypal oder Google Pay,...)
Kryptowährung (Bitcoin,...)
Gekaufte digitale Inhalte oder deren Nutzungsrechte (Ebooks, Filme, Musik,...)
Verträge mit Online-Dienstleistern (Spotify, Amazon Prime,...)
Wussten Sie schon? Auch virtuelles Guthaben wie Flugmeilen oder Payback Punkte sind digitaler Nachlass und sollten daher in die digitale Vorsorge mit einbezogen werden.
Neben der trennscharfen Unterteilung von ideellen und finanziellen Werten existieren aber auch noch viele Zwischenfälle, die nicht so eindeutig zu entscheiden sind. Deshalb kann digitaler Nachlass sowohl finanziellen als auch ideellen Wert zugleich besitzen.
Digitaler Nachlass betrifft jeden
Nur jeder Dritte in Deutschland kümmert sich um das digitale Erbe und die digitale Vorsorge. Dabei hinterlässt jeder, der das Internet benutzt, automatisch digitale Spuren im Netz. Das digitale Erbe wächst mit jedem Klick, mit jeder Anmeldung und jeder besuchten Website. Im Jahr 2017 besaßen Internetnutzende im Durchschnitt allein 7,6 Social Media Accounts, Tendenz steigend.
Ihr digitales Erbe sollte daher frühzeitig bedacht werden um somit Verantwortung für Ihr Online-Leben zu übernehmen. Dies entlastet zum einen Familienmitglieder und Hinterbliebene bei wichtigen Entscheidungen in der Zukunft. Zum anderen schützt es diese auch vor unwiderruflichen finanziellen Schäden. Nehmen Sie Ihre digitale Vorsorge am besten direkt selbst in die Hand.
Digitales Erbe - Gesetzeslage in Deutschland
Digitaler Nachlass wird nach den allgemeinen erbrechtlichen Regeln auf die Erben übertragen. Dies gilt auch für Online-Vertragsbeziehungen. Dort treten die Erben in den Vertrag anstelle des Verstorbenen ein und haben somit die gleichen Rechte und Pflichten. Was mit dem Vertrag in Zukunft passiert, ist den Erben selbst überlassen. Sie haben das Recht, Benutzerkonten zu kündigen bzw. zu löschen oder aber weiterzuführen.
Wenn die Erben im eigenen vertraglichen Interesse handeln, entsteht ein neuer Vertrag. Dies geschieht, wenn das Handeln der Erben über die Nachlassabwicklung hinausgeht.
Ein Beispiel: Insofern eine entsprechende digitale Vorsorge stattgefunden und die Erben auf den Paypal-Account des Verstorbenen zugreifen können, ist es möglich so unter anderem Zahlungsaufträge zu kündigen, welche sonst fortlaufen würden. Dies fällt unter den Begriff der Nachlassabwicklung.
Per Entscheidung der Erben kann digitaler Nachlass, in diesem Fall das Pay-Pal Konto auch für private Zwecke genutzt werden, zum Beispiel um Bestellungen im Internet zu tätigen und um eigene Rechnungen zu bezahlen. Dieser Vorgang geht über die Nachlassabwicklung hinaus. Es entsteht ein neuer Vertrag zwischen PayPal und den Erben.
Wichtig: Datenschutzrechtliche Vorgaben sind zu beachten, sobald die Nutzung von Nutzerkonten in den Anwendungsbereich der DSGVO fällt.
Digitale Vorsorge - Was Sie jetzt tun können/in vier einfachen Schritten
1. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihr digitales Erbe
Tragen Sie alle Konten und deren Passwörter zusammen. Angefangen bei E-Mail Accounts und Social Media Profilen bis hin zu Foren, in denen Sie ab und zu schreiben. Schnell werden Sie feststellen, dass Ihr digitaler Nachlass und digitales Erbe größer ist als gedacht. Im Laufe der Zeit kommt ganz schön was zusammen. Bestimmen Sie anschließend einen sicheren Ort, an dem Sie Ihre Daten aufbewahren. Die digitale Vorsorge sollte alle Bereiche Ihrer digitalen Aktivitäten umfassen.
Tipp: Ergänzen Sie die Liste, wann immer Sie ein neues Benutzerkonto anmelden. So verlieren Sie nie den Überblick.
2. Wählen Sie eine Vertrauensperson für die digitale Vorsorge aus
Digitaler Nachlass muss richtig verwaltet werden - Um sicherzugehen, dass Ihre Daten auch über Ihren Tod hinaus in guten Händen sind, ist es sinnvoll, sich Gedanken über eine Vertrauensperson zu machen. Überlegen Sie sich daher, wenn Sie digitale Vorsorge treffen, welcher Person in Ihrem Umfeld Sie Ihre Daten und Profile künftig anvertrauen möchten.
Beachten Sie, dass dieser Jemand in der Lage sein sollte, sich in Ihre Persönlichkeit hineinzuversetzen, damit Ihr digitaler Nachlass so in Ihrem Interesse verwaltet werden kann. Dies gilt besonders für persönliche Angelegenheiten wie beispielsweise ein Facebookprofil.
Es muss jedoch nicht zwingend bei einer Person bleiben. Wie beim physischen Erbe auch, kann digitaler Nachlass und damit digitales Erbe auf gleich mehrere Personen aufteilt werden. So kann Ihr digitaler Nachlass optimal verwaltet werden, indem Sie zum Beispiel Ihre finanziellen und ideellen Werte voneinander trennen.
3. Eine Vollmacht für die digitale Vorsorge erstellen
Digitaler Nachlass muss rechtssicher geregelt werden. Hierzu müssen Sie diesen in Form einer Vollmacht oder im Rahmen eines Testaments dokumentieren. Dabei ist es wichtig, möglichst detailliert zu bestimmen, was mit den einzelnen Positionen passieren soll.
Zum Beispiel gibt es die Möglichkeit, Ihre Profile in den sozialen Netzwerken in einen Gedenkzustand zu versetzen. Sie sollten außerdem festlegen, was mit Ihren Profilbildern im Netz geschehen soll.
Digitales Erbe beinhaltet ebenfalls die Daten auf Endgeräten bei Ihnen zu Hause. Digitale Vorsorge sollte daher auch beinhalten, wie digitaler Nachlass auf Ihrer Hardware verwaltet werden soll.
Wichtig: Sie müssen die Vollmacht handschriftlich verfassen und mit Datum und Unterschrift versehen. Unabdingbar ist, dass sie "über den Tod hinaus" gilt.
4. Digitaler Nachlass muss im Testament erwähnt werden
Wenn Sie sich dazu entscheiden, Ihr digitales Erbe in einem Testament zu regeln, gibt es einige Dinge zu beachten.
Achte Sie darauf, keine Passwörter im Testament zu erwähnen. Da es sich hier um ein öffentliches Dokument handelt, können gegebenenfalls ungewollte Personen Zugang zu Ihren Accounts erhalten und Ihr digitaler Nachlass gerät in Gefahr. Bewahren Sie lieber die Liste an einem sicheren Ort auf und erwähnen Sie diesen im Testament.
Damit digitaler Nachlass richtig abgewickelt werden kann sollten Sie einige wichtige Punkte beachten. Wie auch bei der Vollmacht gilt es, das Testament handschriftlich zu verfassen. Das Datum und der Ort, an dem Sie sich zum Zeitpunkt des Schreibens befinden, sind besonders wichtig, genauso wie Ihr vollständiger Name. Ohne diese Angaben ist das Testament lückenhaft und kann schlimmstenfalls angefochten werden. Damit gerät auch Ihr digitaler Nachlass in Gefahr.
Sie wollen mehr über Themen wie digitaler Nachlass und digitale Vorsorge erfahren? Ninebarc macht es Ihnen einfach und führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess. Für weitere Ratschläge abonnieren Sie unseren Newsletter und folgen Sie uns auf Instagram!
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